Danke euch für Zuspruch und Infos!
Heute Morgen hatte ich spontan eine kurze Herzattacke: Murphy lag nicht mehr in dem Schlafhaus, das am Boden steht. Und auch sonst nicht am Volierenboden. Also ging die Suche los. Der kleine Mann hat allen Ernstes eine Klettertour unternommen, um in sein Stamm-Haus zu kommen, das ganz oben hängt. (Ich schimpfe ein bißchen mit mir, dass ich es ihm nicht von Anfang an nach unten gestellt habe - mir ist das einfach nicht in den Sinn gekommen. ) Da drin habe ich ihn gefunden und dann einfach das ganze Haus in den Transportkäfig gestellt, um ihn besser im Blick zu haben (und ich hatte Angst, dass er beim Klettern abstürzt, weil er ja so schwach ist).
Es gibt nun Neuigkeiten (und ich bin wieder einmal froh, dass ich meine Zeit frei einteilen kann). Wir waren jetzt insgesamt zwei Stunden lang beim Tierarzt.
Aber von Anfang an:
Die Praxis, die mir empfohlen wurde, kennt sich mit Streifenhörnchen nicht aus. Sie haben mir eine andere Praxis gesagt, bei der ich nachfragen kann und meinten aber, dass ich natürlich trotzdem vorbeikommen darf, falls ich niemanden finde (sie würden sich dann entsprechend versuchen einzulesen etc.). Das fand ich tatsächlich gut, denn es war ehrlich, aber sie haben mich auch nicht im Stich gelassen. Also rief ich bei der anderen Praxis an und die sagten, ich soll gern vorbeikommen.
Das habe ich getan und es war wirklich, wirklich gut. Ich trage die Praxis gleich auch noch in unser Tierarzt-Verzeichnis hier im Forum ein.
Das erste, was die Ärztin tat, war gefühlt 100 Fragen zu stellen. Sie hat alles mögliche abgefragt, auch hinsichtlich des Besuchs beim Notdienst am Wochenende. Sie hat sich die Ampullen zeigen lassen und die Zusammensetzung durchgelesen. Sie wirkte dabei irgendwas zwischen belustigt und leicht verärgert... und meinte dann: "Ok, ich nehme das so zur Kenntnis." Die Art, wie sie es sagte, war aber schon ziemlich deutlich: Sie hielt nicht viel davon. Und ich war offen gestanden erleichtert darüber.
Bevor sie Murphy rausgeholt hat, hat sie das Fenster geschlossen und die Tür von innen verriegelt, damit niemand plötzlich hereinkommt. Und dann meinte sie: "Ich finde immer, Streifenhörnchen sind wie Vögel ohne Flügel." (Mir sind dabei mehrere Steine vom Herzen gefallen, denn sie scheint die Tiere wirklich zu kennen und nicht nur so zu tun.)
Erstmal hat sie ihn abgehört. Der Herzschlag war etwas unregelmäßig, aber sie konnte sonst keine Auffälligkeit feststellen. Gewogen hat sie ihn auch: Er wiegt 75g! Ich konnte Murphy noch nie wiegen, weil alle Tricks versagt haben und er einfach keine Lust darauf hatte (und zwingen wollte ich ihn nicht; es gab ja keinen dringenden Anlass). Aber 75g finde ich für ein Hörnchen seiner Größe wirklich wenig. Mia wog mehr und die war kleiner. Die Tierärztin fand es auch nicht üppig.
Danach ging es zum Röntgen. Ich hatte schon befürchtet, dass sie jetzt eine Narkose machen wollen, aber sie hat sich Murphy genommen und dann zusammen mit ihrem Mann (ist eine Gemeinschaftspraxis) festgehalten: Sie vorne am Kopf, er hinten am Hintern und beide haben ihre Hände abgedeckt, sodass sie die Strahlung nicht abkriegen. Als sie ihn zurückgebracht hat, hat sie mir direkt noch gezeigt, wie ich ihn am besten halte, wenn ich ihm etwas einflößen muss (wir wussten ja noch nicht, wie die Behandlung aussieht, aber sie hat mitgedacht und es gezeigt, als sie ihn eh schon hatte). Danach durfte er wieder zurück in Schlafhaus.
Der andere Arzt (also ihr Mann) hat mir dann die Röntgenbilder in aller Ruhe erklärt. Es ist so: Murphys Herz ist sehr groß. Es scheint aus irgendeinem Grund vergrößert zu sein. Es ist so groß, dass es die Luftröhre nach oben drückt. Die müsste eigentlich weiter unten verlaufen (es gab ein Bild von der Seite und eins von oben, während er auf dem Bauch liegt). Von den restlichen Organen erkennt man seltsamerweise nichts. Bis auf 2-3 Luftblasen im Darm hat man nur eine hellgraue Fläche gesehen. Das war ziemlich ungewöhnlich. Was aber der eigentliche, große Sorgenpunkt ist: Vor dem Herzen (also wenn man vom Kopf aus guckt vorne) ist irgendetwas. Sie wissen nicht was: Entweder ist es Flüssigkeit. Oder, was sie eher vermuten, ein Tumor. Sie haben mir auch gleich gesagt, dass man das definitiv nicht operieren kann. Auch einen Ultraschall können sie bei so einem Tier nicht machen; das Kleinste sind wohl Frettchen, bei denen das noch geht (und da auch nur, weil das Herz günstig liegt). Die Prognose ist schlecht - auch da waren sie deutlich (er noch etwas deutlicher als sie).
Aber: Aufgegeben wird jetzt noch nicht. Ich habe zwei Medikamente mitbekommen. Das eine kräftigt den Herzschlag, also die Kontraktionen. Das andere ist entwässernd. Falls es also Flüssigkeit ist, könnten wir sie damit eventuell rausbekommen. Die Medikamente sind:
Lasix (als Lösung, ich soll täglich 2mal 0,02ml ins Maul geben)
Prillium 75 (auch als Lösung, einmal täglich 0,03ml ins Maul)
Die Arzthelferin hat mir noch gezeigt, wie ich diese Mini-Mengen am besten dosieren kann.
In zwei bis drei Tagen soll ich nochmal anrufen und erzählen, wie es ihm geht. Geht es ihm bedeutend besser, dann hat er sehr gute Chancen. Es kann aber auch sein, dass er in den nächsten Stunden und Tagen stirbt. Oder dass sich sein Zustand eben weiter verschlechtert (sollte das so sein, werden wir ihn wahrscheinlich einschläfern).
Ich bin abwechselnd erleichtert und am heulen. Eben ist er aus dem Schlafhaus geklettert und hat getrunken und Traube genascht und sich umgeguckt (er war glaube ich etwas pikiert, dass er nicht in der großen Voliere ist, sondern in dem ollen Transportkäfig, aber so kann er sich wenigstens nicht verletzen). Vorwiegend bin ich aber dankbar dafür, dass die Praxis so kompetent und freundlich war (alle waren wirklich wahnsinnig lieb und bemüht).