Hallo Uli, ich freu mich, von dir zu hören,
auch wenn der Anlass nicht schön ist.
Wobei, die Diagnose ist ja auch so eine Sache... ich kann mir vorstellen, dass es mitten in der Nacht und bei so einem kleinen Tier für den Tierarzt auch nicht so einfach ist. Es ist also definitiv gut, wenn sich noch einmal ein anderer TA in Ruhe das Ganze anschaut / anhört.
Meine Mutter hatte mal eine Ratte, die zwar Zeit ihres Lebens Herzmedikamente nehmen musste, aber trotzdem alt geworden ist. Es kommt natürlich auf die genaue Art des Problems an und auf das jeweilige Tier, aber mit etwas Glück haben du und Murphy noch ein paar schöne Jahre zusammen.
Bei Scilla comp., das dir die TÄ gegeben hat, handelt es sich laut Hersteller um ein homöopathisches Mittel. Die Verdünnungen sind mit D2/3 sehr niedrig und somit ist tatsächlich etwas von den Stoffen enthalten: 1 mg Frühlings-Adonisröschen, 0,1 mg Maiglöckchen, 0,1 mg Urginea (Meerzwiebel?), 1 mg Weißdorn. Teilweise haben die Inhaltsstoffe auch eine Wirkung bei Herzkrankheiten. So weit, so gut - zwar entgegen des homöopathischen Prinzips (Hahnemann rotiert gerade in seinem Grab), aber "homöopathisch" ist hier wohl eher ein Verkaufsargument als echte Überzeugung des Herstellers.
Was nicht gut ist: Wieviel letztendlich an wirksamen Stoffen drin ist, ist unklar. Und diese herzaktiven Substanzen haben eine sehr niedrige therapeutische Breite. Das heißt, es ist nur ein geringer Konzentrations-Unterschied zwischen zu wenig (unwirksam), richtig (wirksam, wenig Nebenwirkungen) und zuviel (extreme Nebenwirkungen bis zum Tod). Diese TÄ will also einem Tier, für das es wenig Laboruntersuchungen gibt, ein Mittel geben, bei dem nicht klar ist, wieviel Wirkstoff drin ist, und das übers Trinkwasser, wo die Aufnahmemenge extrem stark schwanken kann.
Das ist schon fahrlässig... stell dir vor, man würde im Altenheim den Medikamentencocktail der Patienten in einer Flasche Wasser lösen und sie auffordern, sie sollten ruhig ab und an mal nen Schluck nehmen...
Die richtigen, genau dosierten Medikamente können unterstützend wirken, auch wenn ein Herzklappenfehler ein mechanisches Problem ist, das nur mit einer OP beseitigt werden kann. Man kann es mit Ventilen vergleichen: Wenn eine der Klappen verengt ist oder nicht mehr richtig schließt, kann sich Blut stauen bzw. zurückfließen. Je nach Kombination der nicht richtig funktionierenden Klappen und Art des Problems unterscheidet man eine handvoll unterschiedliche Arten von Herzklappenfehlern. Im englischen Wikipedia gibt es eine übersichtliche Tabelle über die unterschiedlichen Arten mit jeweiliger Symptomatik, Untersuchung und Behandlung, wenn du tiefer in die für uns Laien recht komplexe Materie eintauchen willst,
Medikamente können die Situation auf verschiedene Art verbessern. So treten z. B. oft Wassereinlagerungen (auch "Wasser in der Lunge") auf, weswegen man standardmäßig bei Herzproblemen auch entwässernde Medikamente (z. B. Dimazon mit Furosemid - wie die nächsten Medikamentenbeispiele in Klammern ist das bei Ratten im Einsatz) gibt, um die Atmung zu erleichtern. Daneben können die berühmten ACE-Hemmer (z. B. Enalapril) und Betablocker (z. B. Atenolol) beispielsweise helfen, die Pumpleistung des Herzens zu erhöhen und Rhythmusstörungen zu verringern. Blutverdünner (z. B. ASS) senken das Risiko der Gerinnselbildung. Auch ein Antibiotikum kann einen Versuch wert sein, weil manche Herzklappenfehler erst durch eine bakterielle Entzündung entstehen. Zum Weiterlesen: Die Apothekenumschau hatte eine schöne Zusammenfassung, Ein guter TA kann dich letztendlich am besten beraten - idealerweise nach einer ordentlichen Diagnostik. Eine Tierklinik bietet sich da an; vielleicht habt ihr eine in der Nähe.
Es gibt also noch viele Optionen... hoffentlich geht Murphy schnell wieder besser, sodass er ein halbwegs normales Hörnchenleben führen kann. Ich drücke euch ganz doll die Daumen! 